Willkommen bei Teil 2 der Blogserie Balkonplanung leicht gemacht! Im ersten Teil dieser dreiteiligen Serie haben wir uns die Grundlagen der Balkonplanung angeschaut, und du hast eine ganze Menge ĂŒber deinen Balkon erfahren: Lage, LichtverhĂ€ltnisse, Klima, Platzplanung, Nutzung… Und damit bist du jetzt bereit fĂŒr den nĂ€chsten Schritt: die Pflanzenauswahl. Denn: Die Wahl der richtigen Pflanzen ist wirklich die halbe Miete, wenn es um einen blĂŒhenden Balkongarten geht! Nach der LektĂŒre dieses Artikels weiĂt du nicht nur, welche Pflanzen zu deinem Balkon passen, sondern auch wie du ihnen mithilfe des richtigen Substrats und der richtigen PflanzgefĂ€Ăe und Pflege die optimalen Bedingungen fĂŒr ein glĂŒckliches Pflanzenleben bietest. Los geht’s!
Teil 2: Pflanzenauswahl & praktische Umsetzung
Inhalt:
- Balkonstandorte und Pflanzentypen
- Die richtige Pflanzenauswahl
- PflanzgefĂ€Ăe und Substrat
- GieĂ- und Pflegeaufwand
- Fazit & Ausblick auf Teil 3
1. Balkonstandorte und Pflanzentypen â die Grundlage schaffen
Welche Balkonstandorte es gibt, haben wir uns bereits in Teil 1 angeschaut. Von schattigen Nordbalkonen ĂŒber halbschattige Ost- und Westbalkone bis heiĂe SĂŒdbalkone gibt es alle LichtverhĂ€ltnisse, die auch die Natur auĂerhalb von Balkonen bietet. Und genau wie in der Natur, gibt es auch fĂŒr jeden Balkonstandort die passenden Pflanzen. Wenn es dir gelingt, die fĂŒr deine Bedingungen passenden Pflanzen zu wĂ€hlen, dann wĂ€chst dein Garten fast von alleine. Und denk daran: Die wenigsten Balkone entsprechen einem reinen SĂŒd-, Nord-, West- oder Ostbalkon. Vielleicht ist dein Balkon zum Teil schattig, windig oder besonders geschĂŒtzt. Orientiere dich im Folgenden daher an den Grundprinzipien, aber berĂŒcksichtige auch alle ĂŒbrigen Faktoren aus Teil 1 und passe so die Pflanzenauswahl an deinen konkreten Balkon an. Im Zweifelsfall gilt aber: Probieren geht ĂŒber Studieren!
SĂŒdbalkon
Die klassischen Bedingungen eines SĂŒdbalkons klingen erstmal paradiesisch: Sonne satt, den ganzen Tag! Auf den zweiten Blick bedeuten sie allerdings: sengende Hitze und Trockenheit im Sommer, oft auch schon im FrĂŒhling und im Herbst. Oft lĂ€sst es sich im Sommer auf SĂŒdbalkonen nur schwer aushalten, und alles Leben scheint dort zu verbrennen. Das muss allerdings nicht sein!
FĂŒr die SĂŒdbalkonhitze gibt es keine einfache Lösung, aber ein Teil von ihr lautet: trockenheitsvertrĂ€gliche, robuste Pflanzen wĂ€hlen. Sie vertragen auch lĂ€ngere Durststrecken, stehen von Natur aus in trockenem Substrat und sind sozusagen echte HungerkĂŒnstler. Beispiele fĂŒr trockenheitsvertrĂ€gliche Pflanzen sind FĂ€rberkamille, Goldhaar-Aster, Schafgarbe, Gewöhnlicher Natternkopf, Sand-Nelke, Eisenkraut und Katzenminze. Rote Beete, Zwiebeln, Knoblauch, Auberginen.
Zwei weitere wichtige MaĂnahmen fĂŒr trockene Sonnenbalkone lauten ĂŒbrigens: Mulchen und gute BewĂ€sserungssysteme. Last but not least: Durch die richtige und gezielte Bepflanzung (etwa durch trockenheitsresistente HĂ€nge- und Kletterpflanzen) kannst du auf deinem Balkon gezielt ein kĂŒhleres MIkroklima schaffen, sodass sogar der heiĂeste SĂŒdbalkon bewohnbar wird.
Ost- oder Westbalkon
Ost- und Westbalkone liegen einfach gesagt in der Mitte zwischen sonnengefluteten SĂŒdbalkonen und schattigen Nordbalkonen. Sie haben jeweils fĂŒr etwa einen halben Tag Sonne, liegen ansonsten aber im Schatten. Und genau das macht sie so spannend â aber auch herausfordernd: Es gibt keinen Standard-Ost- oder Westbalkon. Mal istâs heiĂ und trocken, mal eher schattig und windig.
Die halbe-halbe-Situation heiĂt: Viele Pflanzen kommen hier potenziell infrage, aber ob sie sich wohlfĂŒhlen, hĂ€ngt stark von zusĂ€tzlichen Bedingungen ab: Weht eine steife Brise? Ist der Balkon eher feucht oder trocken? Wie steht es um das Mikroklima auf deinem Balkon?
Wenn dein Ost- oder Westbalkon eher trocken und windig ist, eignen sich besonders robuste Pflanzen wie Natternkopf, Mauerpfeffer, Thymian oder Lavendel. Ist dein Balkon hingegen feucht und eher kĂŒhl, fĂŒhlen sich SchaumblĂŒte, Waldsteinie, verschiedene Farnarten und GĂŒnsel wohl. Bekommt dein Balkon morgens Sonne und liegt ab dem Mittag im Schatten, dann passen Pflanzen wie Glockenblumen, Wiesenknopf und Melisse gut. Und wenn dein Balkon nachmittags sonnig und tagsĂŒber eher schattig ist, kannst du es mit Oregano, Malve, Herbstanemone oder Schnittlauch versuchen.
Nordbalkon
Ein Nordbalkon gilt oft als der ungeliebte Problemfall unter den Balkonen: wenig Sonne, viel Schatten, und oft heiĂt es, dort gedeihe nichts. Doch das stimmt nicht â du musst nur wissen, wie du mit den besonderen Bedingungen umgehst. Denn wo andere Pflanzen schlappmachen, blĂŒhen echte Schattenliebhaber erst so richtig auf!
Nordbalkone bekommen in der Regel keine direkte Sonne ab, höchstens in den frĂŒhen Morgen- oder spĂ€ten Abendstunden â und auch das nur im Sommer. Das bedeutet: Die Verdunstung ist geringer, die Erde bleibt lĂ€nger feucht, und extreme Hitze ist eher selten ein Problem. Perfekt also fĂŒr Pflanzen, die es gerne kĂŒhl und schattig mögen.
Besonders wohl fĂŒhlen sich auf Nordbalkonen Schattenpflanzen und halbschattige Arten (die meisten Waldstauden!) wie SchaumblĂŒte, Waldsteinie, Purpurglöckchen, Funkien, Wald-Ziest, Farnarten oder diverse Taubnesseln. Auch essbare Pflanzen kommen infrage: zum Beispiel Waldmeister, Walderdbeeren, Minze, Petersilie oder Rucola â sie mögen es halbschattig bis schattig und danken dir das Nordbalkonklima mit aromatischem GrĂŒn oder FrĂŒchten.
Wichtig ist auf Nordbalkonen vor allem eine gute Luftzirkulation, damit sich keine StaunĂ€sse bildet â und dass du auf Pflanzen verzichtest, die auf pralle Sonne angewiesen sind (HalbschattengewĂ€chse funktionieren dagegen durchaus!). Wenn du geschickt kombinierst, kann ein Nordbalkon ein ruhiger, grĂŒner RĂŒckzugsort werden â mit jeder Menge Leben.



Von links: Die trockenheitsvertrĂ€gliche Schafgarbe, der Schattenliebhaber Kriechender GĂŒnsel und die halbschattenvertrĂ€gliche PfirsichblĂ€ttrige Glockenblume
Jetzt bist du dran
- Schnapp dir noch einmal deine Notizen aus Teil 1 und fertige am besten eine einfache Skizze deines Balkons an. Unterteile ihn dabei â wenn möglich â in verschiedene Standortzonen und notiere, wie viele Sonnenstunden die einzelnen Bereiche ungefĂ€hr abbekommen. So bekommst du ein gutes GefĂŒhl dafĂŒr, welche Pflanzentypen wo am besten gedeihen können. Vergiss dabei auch deine Balkonmöbel nicht â schlieĂlich sollen nicht nur die Pflanzen, sondern auch du Platz finden.
- Ăberlege dir auĂerdem, wie viele PflanzgefĂ€Ăe du in den einzelnen Bereichen unterbringen kannst â und wo du dir welche Art von Pflanze wĂŒnschst. Möchtest du vor allem Töpfe oder BalkonkĂ€sten am GelĂ€nder nutzen? Hast du Möglichkeiten, Blumenampeln aufzuhĂ€ngen? Oder gibt es Platz fĂŒr gröĂere KĂŒbel auf dem Boden?Wie du die passenden Pflanzen findest, worauf du bei der Auswahl achten solltest â und wie du deine PflanzgefĂ€Ăe clever auswĂ€hlst, darum gehtâs im nĂ€chsten Teil.
Mein Balkon â ein Praxisbeispiel
Mein Ziel war klar: Auf nur 2,4âŻmÂČ wollte ich so viele insektenfreundliche Pflanzen wie möglich unterbringen â wild, naturnah und ohne ungenutzte FlĂ€che. Das GelĂ€nder habe ich komplett mit dicht bepflanzten BlumenkĂ€sten bestĂŒckt, ergĂ€nzt durch einige Töpfe auĂen am GelĂ€nder. Anfangs gab es ein Mini-Hochbeet und eine Sitzbank, doch schnell gewannen die Pflanzen die Oberhand. Heute ist die Bank eine Pflanzbank mit Stauraum, und ich nutze stattdessen einen kleinen Stuhl. Auch der Boden wird optimal genutzt: GroĂe KĂŒbel stehen direkt am lichtdurchlĂ€ssigen GelĂ€nder, spĂ€ter kam eine Pflanzleiter fĂŒrs vertikale GĂ€rtnern dazu. Ein Balkon darf sich verĂ€ndern â Hauptsache, er passt zu dir.


Auf meinem winzigen 2,4 Quadratmetern bleibt kein Zentimeter ungenutzt: BalkonkĂ€sten sowie kleine und groĂe KĂŒbel geben sich die Klinke in die Hand.
2. Die richtige Pflanzenauswahl â worauf es ankommt
Gute Nachrichten: Mit der kleinen Standortanalyse in Teil 1 hast du bereits den Grundstein fĂŒr die richtige Pflanzenauswahl gelegt. Wirf also an dieser Stelle gerne noch einmal einen Blick auf deine Notizen, denn du wirst sie jetzt brauchen. Auf Basis der von dir in den praktischen Ăbungen gesammelten Informationen kannst du nun die richtigen Pflanzen auswĂ€hlen.
Wichtige Kriterien fĂŒr die Pflanzenrecherche
Was macht eine Pflanze zur Balkon-Traumkandidatin? Ganz einfach: Sie muss mit den Gegebenheiten klarkommen â und zu dir passen. Achte bei deiner Auswahl auf:
- LichtverhÀltnisse: Sonne, Halbschatten oder komplettes Schattendasein?
- Trockenheitsresistenz: Diva oder Durstheld:in?
- Wuchshöhe: Hoch hinaus oder lieber klein & fein?
- Lebensdauer: Team EinjÀhrig oder MehrjÀhriger Mitbewohner?
- Wuchskonkonkurrenz: Ausbreitungsfreudig oder eher schĂŒchtern?
- BlĂŒtezeit: Je lĂ€nger, desto besser, von MĂ€rz bis Oktober sollte immer etwas blĂŒhen
- Ăkologischer Wert: Wirdâs hier auch summen und brummen?
Und natĂŒrlich: Was brauchst DU? Willst du Bienen anlocken, deinen Morgenkaffee im grĂŒnen Sichtschutz trinken oder einfach frische KrĂ€uter schnippeln und leckere Tomaten ernten â oder alles zusammen?
So findest du passende Pflanzen
Mein Lieblingstool fĂŒr Pflanzensuche mit Anspruch: NaturaDB. Die Filterfunktionen dort sind Gold wert â du kannst alles von Standort ĂŒber BlĂŒhzeit bis Insektenfreundlichkeit einstellen.
Wenn du NaturaDB öffnest, findest du mittig ein Suchfeld fĂŒr bestimmte Pflanzennamen â aber viel spannender ist die Pflanzensuche mit Filter. Filtere nach Standort (z.âŻB. Sonne, Halbschatten etc.), BlĂŒtezeit, Pflanzenart, GröĂe und einigem mehr. Besonders praktisch: Du kannst auch gezielt nach heimischen und insektenfreundlichen Pflanzen filtern â super fĂŒr Wildbienen, Schmetterlinge & Co.
Mein Tipp: Spiel einfach ein bisschen mit den Filtern herum. Du kannst mehrere Kriterien kombinieren und bekommst dann eine Liste passender Pflanzen.
Ein Video zeigt, wie die Suchmaske von NaturaDB funktioniert.
Jetzt bist du dran: Pflanzenrecherche fĂŒr deinen Balkon
- Ăffne NaturaDB oder eine Ă€hnliche Datenbank.
- Suche mithilfe der Suchmaske passende Pflanzen fĂŒr deinen Balkon und fĂŒr dich und berĂŒcksichtige dabei deine Notizen zum Balkonklima, LichtverhĂ€ltnissen, verfĂŒgbarem Platz usw.
- Notiere dir: Welche AnsprĂŒche haben diese Pflanzen? (Standort, GieĂverhalten, Boden, etc.) In welche Ecke deines Balkons passen sie laut ihren AnsprĂŒchen am besten?
Mein Balkon als Praxisbeispiel
Mein Balkon liegt im Schatten, also stelle ich bei NaturaDB meistens âSchattigâ und âHalbschattigâ ein. Beim Klima lasse ich âFeuchtâ oft offen, weil ich gemerkt habe, dass viele Pflanzen robuster sind, als gedacht â da lohnt sich ein bisschen Ausprobieren. Ich wĂ€hle meist âBlumen und Staudenâ aus, und bei der Höhe bleibe ich unter einem Meter â das reicht völlig auf kleinem Raum. Insektenfreundlich ist Pflicht, heimisch ein schöner Bonus. Die BlĂŒtezeit filtere ich nur, wenn ich gezielt nach einer Pflanze fĂŒr eine bestimmte Jahreszeit suche. Auf diese Weise habe ich mir StĂŒck fĂŒr StĂŒck ĂŒber 80 Stauden zusammengesucht â ein wilder Waldgarten.

Meine eigene Pflanzliste meines kleinen Nordbalkons auf NaturaDB umfasst mittlerweile ĂŒber 80 Stauden.
3. PflanzgefĂ€Ăe & Erde â die Grundlage schaffen
Bevorâs aber so richtig blĂŒhen kann, braucht es erstmal die Basics: passende Töpfe und gute Erde. Klingt erstmal wie eine SpaĂbremse, ist aber tatsĂ€chlich der SchlĂŒssel fĂŒr gesunde Pflanzen (und glĂŒckliche GĂ€rtner:innen).
Nachhaltige PflanzgefĂ€Ăe
Die Auswahl ist bei den PflanzgefĂ€Ăen groĂ: Ton, recycelter Kunststoff, Naturfasern oder doch ein Upcycling-SchĂ€tzchen vom Flohmarkt? Hier ein kleiner Ăberblick:
- Ton: atmungsaktiv, aber schwer â gut fĂŒr Standfestigkeit
- Recycelter Kunststoff: leicht & wetterfest â oft unterschĂ€tzt
- Naturfasern (z.âŻB. Kokos oder Hanf): hĂŒbsch, aber eher fĂŒr die Saison
- Upcycling: aus alten Kisten, Eimern oder Töpfen werden ganz individuelle Hingucker
Mein Tipp: Je gröĂer das PflanzgefĂ€Ă, desto besser! Aber: Nimm erstmal das, was du sowieso schon hast. Besonders Wildstauden sind Ă€uĂerst genĂŒgsam und wachsen eigentlich in fast jedem GefĂ€Ă, vorausgesetzt sie stehen im richtigen Substrat und finden die richtigen Bedingungen vor.

Die klassischen Tontöpfe sind lange nicht mehr die einzige Option in Sachen PflanzgefĂ€Ăe.
Erde & Substrate â das Lebenselixier fĂŒr deine Pflanzen
Nicht jede Erde ist gleich. Es lohnt sich, hier kurz reinzulesen:
- Bio-Universalerde: geht fĂŒr vieles, aber fĂŒr einiges nur als Kompromiss
- Spezialerde: z.âŻB. fĂŒr KrĂ€uter oder GemĂŒse â je nach Anspruch
- Torffrei: besser fĂŒrâs Klima und genauso effektiv â ein Muss!
- Sand untermischen: gut fĂŒr trockenheitsliebende Pflanzen wie FĂ€rberkamille oder Thymian
- Kompost: bringt NĂ€hrstoffe und Leben in den Topf (wenn du keinen eigenen hast, frag mal im Freundeskreis!)
Selbst mischen leicht gemacht: FĂŒr Stauden kannst du ganz einfach deine eigene Mischung herstellen: 2 Teile torffreie Erde + 1 Teil Sand + 1 Teil Kompost â fertig ist dein ganz eigenes Balkon-Substrat. Einen sehr ausfĂŒhrlichen Einblick in das Thema Erde fĂŒr Wildpflanzen gibt Katharina auf ihrem wunderbaren Blog Wilder Meter.
Jetzt bist du dran â die Suche nach Substrat & Erde
- Mach dir eine Liste, welche Erde/Substrate deine Wunschpflanzen brauchen
- Check deine Töpfe â was hast du, was fehlt, passt alles von der GröĂe?
Mein Balkon als Praxisbeispiel
Am GelĂ€nder hĂ€ngen bei mir mehrere 50 cm lange BlumenkĂ€sten mit Wasserablauf â alle aus recyceltem Kunststoff. Klar, Ton ist hĂŒbsch, aber auf einem Balkon zĂ€hlt eben auch das Gewicht. Und: Die nachhaltigen Kunststofftöpfe haben sich super bewĂ€hrt. ZusĂ€tzlich habe ich noch zwei, drei Einzeltöpfe mit Halterung, auch aus Kunststoff, und auf dem Balkonboden tummeln sich etliche gröĂere KĂŒbel (30â40 cm Durchmesser) sowie ein paar kleinere in allen möglichen GröĂen â hauptsĂ€chlich Plastik, aber auch ein paar alte Tontöpfe, die ich wiederverwertet habe. Platztechnisch bin ich eher im âEngpflanz-Modusâ unterwegs: In einem einzigen Blumenkasten wohnen bei mir oft bis zu fĂŒnf Stauden â das funktioniert erstaunlich gut. Und in den groĂen KĂŒbeln tummeln sich ebenfalls mehrere Pflanzen. Aber auf einem Naturbalkon darfâs ruhig ein bisschen wild zugehen â wie in der Natur eben. Viele Pflanzen wachsen dort ganz selbstverstĂ€ndlich dicht an dicht. Ich verwende torffreie Bio-Blumenerde, keine groĂen Misch-Experimente. Meine Waldstauden mögen es humus- und nĂ€hrstoffreich â und mit der Erde kommen sie prima klar. Manchmal ist weniger wirklich mehr.

Töpfe alle GröĂen und sehr viele Stauden reihen sich auf meinem Balkönchen ganz eng aneinander.
GieĂ- und Pflegeaufwand realistisch einschĂ€tzen
Wenn du jetzt schon beim Gedanken ans tĂ€gliche GieĂen ins Schwitzen gerĂ€tst â gute Nachrichten: Ein Naturbalkon ist absolut pflegeleicht. Mit der richtigen Pflanzenauswahl kannst duâs dir deutlich einfacher machen.
Pflegeleicht & wild = Win-win
Setz auf mehrjĂ€hrige, heimische Wildstauden, die auf deinem Standort klarkommen â das spart Zeit und Nerven. Die sind nĂ€mlich von Natur aus anspruchslos, anpassungsfĂ€hig und perfekt fĂŒr faule GĂ€rtner:innen mit Herz (also uns). Bonuspunkte: Insekten lieben sie!
Wasserbedarf â wer braucht wie viel?
Nicht jede Pflanze sĂ€uft wie ein Kamel nach der WĂŒstendurchquerung. Es lohnt sich, vorher kurz zu checken, welcher Wasserbedarf zu deinem Alltag passt.
Klassiker wie Tomaten oder Minigurken sind durstige Gesellen â die musst du tĂ€glich gieĂen, bei Hitze auch zweimal. Wenn du weiĂt, dass du oft unterwegs bist, lieber Finger weg davon. Oder nur in kleinen Mengen und gut eingeplant.
FĂŒr den Alltag sind deine besten Freund:innen:
- Stauden mit mittlerem bis geringem Wasserbedarf
- KrĂ€uter wie Salbei, Thymian, Oregano (liebenâs eher trocken)
- Pflanzen, die auch mal einen heiĂen Tag ĂŒberstehen, ohne sofort zu welken
Pro-Tipp: Mulchen hilft, die Feuchtigkeit lĂ€nger im Topf zu halten. Einfach mit Rindenmulch, Lavagranulat oder trockenem Rasenschnitt abdecken. Und: Untersetzer nutzen â sie wirken wie kleine Wasserreservoirs. Werâs besonders smart mag, kann sich ein automatisches BewĂ€sserungssystem gönnen â oder einfach ein paar umgedrehte Wasserflaschen zum Selbstdosieren einsetzen. Klappt prima!

Wasser spendet Leben, aber mit Pflanzen mit hohem Wasserbedarf wird das GieĂen schnell zur VollzeitbeschĂ€ftigung.
Saisonale Pflege â aber ohne Drama
Kleiner Disclaimer vorab: Dein Balkon ist kein englischer Rasen. Du musst nicht jedes Blatt mit der Nagelschere stutzen. Aber: Ein bisschen Pflege muss sein â und zwar im richtigen MaĂ.
WĂ€hrend KrĂ€uter und GemĂŒse in ihrer Wachstumsphase regelmĂ€Ăige DĂŒngergaben brauchen, sind Wildstauden erst ab dem 2. oder 3. Standjahr auf etwas NĂ€hrstoff-Nachschub angewiesen â und dann auch nur sehr dosiert. Zu viel DĂŒnger kann sie eher stressen als stĂ€rken. Die Devise: Weniger ist mehr. Wenn ĂŒberhaupt, dann:
- Wurmhumus einarbeiten (z.âŻB. im FrĂŒhjahr)
- oder sehr stark verdĂŒnnten Bio-FlĂŒssigdĂŒnger fĂŒr Balkonpflanzen verwenden (z.âŻB. 1:5 bis 1:10 verdĂŒnnt)
Zum RĂŒckschnitt und zur Ăberwinterung von Stauden sage ich nur: Ganz entspannt die FĂŒĂe hochlegen und bis zum FrĂŒhjahr abwarten und Tee trinken! Wenn du wie ich heimische und winterharte Stauden wĂ€hlst, ĂŒberstehen sie locker zweistellige Minusgrade, und ein RĂŒckschnitt ist frĂŒhestens Ende MĂ€rz angesagt!
Jetzt bist du dran
- Wie viel Zeit hast du pro Woche wirklich fĂŒr deinen Balkon? Schreibâs dir auf.
- Schau dir deine Wunschpflanzen nochmal an â passen sie zu deinem Zeitbudget?
- Erstelle optional eine kleine Tabelle.
Mein Balkon als Praxisbeispiel
Ich gehe die Themen Wasser und Pflege auf meinem Balkon sehr entspannt und pragmatisch an. Da auf meinem Nordbalkon ohnehin ein eher feuchtes Klima ohne viel direkte Sonne herrscht, bleibt mir das GieĂen die meiste Zeit des Jahres komplett erspart. Der Hamburger Regen ist eben der beste GieĂassistent! Nur im Sommer gieĂe ich selten mal hier und da. Da ich ausschlieĂlich mehrjĂ€hrige Stauden mein eigen nenne, habe ich auch nicht viel Arbeit mit der Pflege: Ich lasse sie weitestgehend schalten und walten, wie sie wollen und ĂŒberlasse sie sogar im Winter ihrem Schicksal. Das Ergebnis? Sie treiben jedes Jahr neu aus und belohnen mich mit einer reichen BlĂ€tter- und BlĂŒtenpracht.


Links: Der etwas triste Nordbalkon in der Winterruhe. Kaum zu glauben, dass unter dem Schnee noch Stauden leben.
Rechts: Der Hamburger Regen gieĂt immer noch am schönsten.
5. Fazit & Ausblick auf Teil 3
Wow, du hastâs bis hierhin geschafft â Applaus an dich und dein Durchhaltevermögen!
Du hast jetzt:
- die Grundlagen der Pflanzenauswahl verstanden
- erste Pflanzenideen gesammelt, die zu deinem Standort passen
- einen groben Plan fĂŒr passende GefĂ€Ăe und die richtige Erde
- und realistisch eingeschÀtzt, wie viel Pflegeaufwand du stemmen kannst
Damit hast du ein solides Fundament gelegt â fĂŒr einen Balkon, der nicht nur schön aussieht, sondern auch echten Mehrwert fĂŒr Mensch, Insekt & Umwelt bietet.
In Teil 3 gehtâs richtig ans Eingemachte: Wir schauen uns insektenfreundliche Kombinationen, Pflanzbeispiele und Balkon-Ăkosysteme an, denn auch du kannst einen kleinen aber feinen Beitrag zu mehr BiodiversitĂ€t und Hummeln leisten. Du kannst zwar auch jetzt schon direkt loslegen, aber wenn du beim Morgentee oder -kaffee gerne zwischen summenden Wildbienchen und zarten Schmetterlingen sitzen willst, lohnt es sich dranzubleiben!
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