Erst kĂŒrzlich, als ich durch zahlreiche GĂ€rtnereien der Umgebung streifte, fiel mir mal wieder auf, wie dĂŒrftig das Schattenstauden-Angebot dort eigentlich ist. Farne, Funkien, Fuchsien, Purpurglöckchen, der eine oder andere Eisen- oder Fingerhut â und das war’s dann auch! Wen wundert es also, dass sich weiterhin die Meinung hartnĂ€ckig hĂ€lt, dass im Schatten nichts Interessantes wĂ€chst?
Jeder Waldspaziergang verheiĂt allerdings das Gegenteil: saftiges GrĂŒn und zartblĂŒhende Schattenstauden soweit das Auge reicht! Warum sollte dann also auf einem schattigen Nordbalkon nichts wachsen? Der Schatten ist ein unterschĂ€tzter und wichtiger Lebensraum fĂŒr Flora und Fauna, und daher wird es höchste Zeit, dass mit diesem Mythos vom lebensfeindlichen Schatten aufgerĂ€umt wird. Daher mich öfter die Frage erreicht, woher ich meine vielen Schattenstauden habe, verrate ich in diesem Artikel, wo du wunderschöne Stauden fĂŒr deinen Nordbalkon bekommst und worauf du beim Kauf achten solltest.
Inhalt
- Warum es so schwierig ist, Schattenstauden zu finden
- Bezugsquellen fĂŒr Schattenstauden
- Worauf du beim Kauf achten solltest
- Fazit
Warum es so schwierig ist, Schattenstauden zu finden
Wer einen Nordbalkon oder einen schattigen Gartenbereich hat und gezielt nach passenden Stauden sucht, merkt schnell: Das ist gar nicht so einfach. Denn das Angebot in Gartencentern, BaumĂ€rkten und sogar in vielen GĂ€rtnereien ist stark auf Sonnenpflanzen ausgerichtet. Farbenfrohe Klassiker wie Lavendel, Sonnenhut oder Salbei dominieren die VerkaufsflĂ€chen â Pflanzen also, die volle Sonne lieben und in Halbschatten oder gar Schatten eher vor sich hinkĂŒmmern wĂŒrden.
Schattenstauden hingegen fristen oft im wahrsten Sinne des Wortes ein Schattendasein â im Sortiment wie in der öffentlichen Wahrnehmung. Sie gelten als âweniger attraktivâ, weil sie hĂ€ufig unscheinbarer blĂŒhen oder eher mit ihrem Laub als mit auffĂ€lliger BlĂŒtenpracht punkten. Dass gerade diese Pflanzen besonders robust, pflegeleicht und ökologisch wertvoll sein können, wird dabei oft ĂŒbersehen. Viele heimische Arten wie Gundermann, Waldmeister oder Wald-Ziest bieten Nahrung fĂŒr Wildbienen und viele andere Insekten â und kommen wunderbar mit wenig Licht aus.
Hinzu kommt noch ein weiteres strukturelles Problem: Wer Beratung sucht, findet selten wirklich fundierte Hilfe. In vielen Gartencentern und GÀrtnereien fehlt es an spezifischem Wissen zu Nordbalkonen, schattigen Bereichen oder wechselnden LichtverhÀltnissen durch HauswÀnde, BÀume oder benachbarte GebÀude. Zu oft habe ich selbst erlebt, dass Fachangestellte Kund:innen, die im Schatten gÀrtnern, nur Farne, Funkien und Purpurglöckchen empfahlen.
Bezugsquellen fĂŒr Schattenstauden
Wenn du dir also jetzt zurecht mehr fĂŒr deinen Nordbalkon wĂŒnschst, habe ich einige gute Bezugsquellen fĂŒr tolle Schattenstauden, die deinen Schattenbalkon in einen blĂŒhenden Waldgarten verwandeln.
A. Regionale StaudengÀrtnereien und Baumschulen
Wenn du deine Pflanzenliebe möglichst nachhaltig ausleben willst, fĂŒhrt kein Weg an regionalen GĂ€rtnereien und Baumschulen vorbei. Sie bieten oft nicht nur eine tolle Auswahl an robusten, standortgerechten Stauden, sondern auch eine persönliche Beratung. Hier bekommst du oft auch Arten, die im Gartencenter höchstens als âUnkrautâ durchgehen wĂŒrden â dabei sind es wahre Schattenstars! Die Pflanzen sind meist top abgehĂ€rtet und aus regionaler Herkunft, was unseren Insekten und deinem Balkonklima doppelt zugutekommt. Das gröĂte Plus: Du kannst die Stauden deiner Wahl persönlich in Augenschein nehmen und dich vor Ort inspirieren lassen!
GĂ€rtnerei ist allerdings nicht gleich GĂ€rtnerei (siehe oben!). Es gibt einige GĂ€rtnereien, die ein etwas gröĂeres Sortiment an Schatten- und Halbschattenstauden sowie Wildstauden haben als andere. In Hamburg lohnt sich beispielsweise ein Besuch bei der GĂ€rtnerei Piepereit. FĂŒr deine Region lohnt es sich einmal ĂŒber die Suchmaschine deiner Wahl GĂ€rtnereien in deiner NĂ€he auszuloten.

Lokale GĂ€rtnereien haben manchmal doch mehr als nur Sonnenstauden.
B. PflanzenmÀrkte von Umwelteinrichtungen
Genauso nachhaltig oder sogar nachhaltiger als lokale GĂ€rtnereien sind lokale PflanzenmĂ€rkte, bei denen du Pflanzen oft sogar viel gĂŒnstiger als in GĂ€rtnereien kaufen oder ertauschen kannst. Halte also mal Ausschau nach WildpflanzenmĂ€rkten und Pflanzentauschbörsen von Umweltorganisationen und NaturverbĂ€nden. Die findest du zum Beispiel beim NABU, BUND, in Botanischen GĂ€rten oder ĂŒber den Veranstaltungskalender von NaturaDB. Ein sehr gutes Beispiel in Hamburg ist der Pflanzenmarkt vom NABU Winterhude Naturgarten, der in der Gartensaison einmal im Monat stattfindet, die PflanzenmĂ€rkte vom Loki-Schmidt-Garten und vom Freilichtmuseum Kiekeberg sowie die Pflanzentauschbörsen vom BUND Naturerlebnisgarten in Wilhelmsburg. Auch hier lohnt es sich, in deiner Region deine Suchmaschine zu bemĂŒhen oder die Augen auf sozialen Netzwerken offenzuhalten.


Der wunderschöne NABU Winterhude Naturgarten ist ein gutes Beispiel fĂŒr einen tollen Pflanzenmarkt mit noch tolleren Wildstauden. Reiche Beute garantiert!
C. Online-Shops fĂŒr Wildstauden
Klar, manchmal ist das Internet einfach bequemer â und um ehrlich zu sein, habe ich die meisten meiner Stauden online bestellt, da die Auswahl an Schattenstauden in Hamburg eher dĂŒrftig ist. Die Online-Bestellung ist natĂŒrlich umwelttechnisch nicht die nachhaltigste Option, allerdings sind Stauden so langlebig, dass du nicht viele Bestellungen aufgeben musst â und vielleicht kannst du ja sogar noch jemanden in deiner Umgebung dazu ĂŒberreden, mit dir zusammen zu bestellen.
Folgende Online-Shops haben eine sehr gute Auswahl an Schattenstauden und gĂ€rtnern darĂŒber hinaus ohne Chemie:
- Baumschule Horstmann
- Naturgartenwelt
- GĂ€rtnerei Stauden Spatz
- WildLand
- WildpflanzengÀrtnerei Strickler
- Lichtnelke Pflanzenversand
- Biogartenladen


Online-Shops sind oft die beste Wahl fĂŒr FrĂŒhblĂŒherzwiebel und Stauden, die im Schatten funktionieren.
D. Pflanzentausch (privat oder online)
Warum kaufen, wenn andere Balkonbesitzer:innen vor lauter Pflanzen kaum noch durch die BalkontĂŒr kommen? Plattformen wie nebenan.de, Kleinanzeigen oder lokale Facebook-Gruppen sind oft voller Menschen, die ihre Pflanzenlieblinge loswerden möchten â manchmal gegen einen Keks, ein LĂ€cheln oder ein paar Euro.
Auch TauschmĂ€rkte oder Urban Gardening-Projekte sind eine super Möglichkeit, gĂŒnstig (oder gratis!) an Pflanzen zu kommen. Und hey â du lernst nette Menschen kennen, die Pflanzen so sehr lieben wie du und mit denen du dich austauschen kannst.
Worauf du beim Kauf achten solltest
Bevor du in den Einkaufsrausch verfÀllst, sind hier ein paar Dinge, die du beim Staudenkauf im Blick behalten solltest.
1. Bio oder konventionell?
Pflanzen aus Bio-Anbau sind nicht nur besser fĂŒrs Gewissen, sondern auch fĂŒr dein Mini-Ăkosystem. Sie sind in der Regel ohne chemisch-synthetische Pestizide gezogen worden â und das freut besonders die Insekten, die bei dir einziehen sollen. Wer konventionell kauft, riskiert leider oft RĂŒckstĂ€nde, die deinem tierischen Besuch eher schaden als nĂŒtzen. Falls die Bio-Option mangels VerfĂŒgbarkeit oder aufgrund von höheren Preisen nicht in Frage kommt, dann solltest du zumindest sichergehen, dass der Online-Shop oder die GĂ€rtnerei deiner Wahl pestizidfrei gĂ€rtnert.




Wildbienen und Schmetterlinge freuen sich ĂŒber pestizidfreie BlĂŒten.
2. Herkunft der Pflanzen: heimisch oder exotisch?
Auch wenn Exoten manchmal schöner blĂŒhen oder âpflegeleichterâ erscheinen: FĂŒr viele Wildbienen, KĂ€fer oder Schmetterlinge sind sie schlicht unbrauchbar. Heimische Stauden sind an unser Klima und unsere Insektenwelt angepasst â ein viel besseres Match. Ein bunter Schattenplatz lĂ€sst sich auch mit Arten aus Mitteleuropa wunderbar gestalten, ohne gleich ins Tropenhaus zu greifen.
3. BlĂŒhzeitpunkte & Pflanzkombis
Denk beim Einkauf auch an eine lange BlĂŒtezeit: FrĂŒhblĂŒher wie Buschwindröschen oder Lungenkraut, gefolgt von Hochsommer-Schönheiten wie WaldgeiĂbart, Taubnesseln oder Waldziest â so hast du (und dein tierischer Besuch) von FrĂŒhjahr bis Herbst etwas davon. Und wenn du mehrere Pflanzen kombinierst, achte auf Ă€hnliche StandortansprĂŒche (Feuchtigkeit, Bodenart etc.).



Ein reiches BlĂŒhangebot vom FrĂŒhling (links), ĂŒber den Sommer (Mitte) bis in den Herbst (rechts) erfreut das Insektenherz.
4. Insektenfreundlich â oder einfach nur grĂŒn?
Nicht alles, was im Schatten gut wĂ€chst, ist automatisch ein Magnet fĂŒr Wildbienen & Co. Funkien (Hostas) oder Farne zum Beispiel sind hĂŒbsch, aber fĂŒr viele heimische Insekten eher ein Reinfall. Setz lieber auf Arten mit offenen BlĂŒten, wie z.âŻB. Waldziest, Goldnessel oder SchaumblĂŒte â die machen auch ohne grelle Farben richtig was her.
Fazit
Es gibt sie â die Schattenhelden unter den Pflanzen. Du musst sie nur finden. Und manchmal ein bisschen Geduld mitbringen. Denn nicht jede Staude ist ĂŒberall sofort verfĂŒgbar, und manchmal braucht es einen zweiten Blick, um das volle Potenzial einer vermeintlich âunscheinbarenâ Pflanze zu erkennen.
Aber: Wer sich auf die Suche begibt, wird mit lebendigen, vielfĂ€ltigen SchattengewĂ€chen belohnt â und mit vielen verschiedenen tierischen GĂ€sten, die auch im Schatten gerne ihr Zuhause einrichten.
Du brauchst noch Inspiration fĂŒr deine Pflanzenauswahl? Dann wirf einen Blick in meine beiden Artikel zu 10 Schattenstauden fĂŒr Nordbalkone und 10 Halbschattenstauden fĂŒr deinen Balkon.
Und verrate mir: Woher bekommst du deine Schattenstauden?
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