Problemstandort Nordbalkon? Mit diesen Lösungen klappt’s!

Nordbalkone gelten nicht gerade als die beliebtesten Balkone und werden oft als besonders schwierig angesehen. Glauben wir einigen landläufigen Meinungen und Mythen, so sind Nordbalkone düstere, feuchte und sehr unwirtliche Orte, auf denen nicht viel Leben zu finden ist.

Das Gegenteil ist der Fall! Ich bin mittlerweile der festen Überzeugung, dass sich wirklich jeder Balkon begrünen lässt. Der Schlüssel dazu? Die richtigen Pflanzen natürlich! Und nein, das sind nicht nur ein paar Farne und Gräser, sondern eine ganze Menge mehr Gewächse. Wie du die manchmal schwierigen Bedingungen im Schatten erfolgreich meisterst und wie du deinen Pflanzen die bestmöglichen Bedingungen bietest, damit sie Jahr für Jahr wiederkommen, erfährst du hier.

Inhalt:

Lichtmangel & weitere Herausforderungen – so gelingt dein Naturgarten trotzdem

Ein Nordbalkon steht nicht unbedingt immer nur vor der Herausforderung des Lichtmangels. Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren, die das Schwierigkeitslevel noch einmal ordentlich anheben können: Trockenheit, Feuchtigkeit/Nässe, Wind… Nicht verzweifeln! Gegen alles ist buchstäblich ein Kraut gewachsen.

1. Lichtmangel

Das Problem

Der größte gemeinsame Nenner aller Nordbalkone ist der Mangel an direktem Sonnenlicht. Aber Nordbalkon ist nicht gleich Nordbalkon! Einige von ihnen bekommen im Sommer ein paar Minuten oder sogar ein bis zwei Stunden Sonne ab, andere haben da weniger Glück. In der Realität sind Nordbalkone so vielfältig wie ihre sonnigen Konterfeis. Es hilft also zunächst einmal, die Lichtsituation auf deinem Nordbalkon genau zu beobachten. Wusstest du, dass es mehr als eine Art von Schatten gibt? Es gibt zum Beispiel:

  • Schlagschatten: Er entsteht, wenn eine Wand, ein Baum oder ein Gebäude das Licht blockiert. Der Schatten ist meist scharf abgegrenzt und wandert mit dem Sonnenstand.
  • Halbschatten: Hier bekommt der Balkon einige Stunden direktes Sonnenlicht (z. B. morgens oder abends), aber den Rest des Tages ist es schattig. Pflanzen mit einem hohen Anpassungsvermögen fühlen sich hier wohl.
  • Dauer- oder Vollschatten: Hier kommt kaum direktes Sonnenlicht hin, z. B. durch eine dichte Bebauung oder eine tief überhängende Balkonplatte. Pflanzen müssen mit wenig Licht auskommen.
  • Reflektierter Schatten: Er kommt besonders bei hellen Fassaden oder Glasflächen vor. Es kommt kein direktes Sonnenlicht an, aber durch Reflexion wird der Schattenbereich etwas aufgehellt.

Die Lösung

Schatten ist also nicht gleich Schatten! Für Nordbalkone bedeutet das, dass sich eine ganze Reihe mehr Optionen für die Bepflanzung bieten. Selbst auf Balkonen ohne jeglichen Sonnenstrahl gibt es Licht, das deine zukünftigen Pflanzen für die Photosynthese (also zum Wachsen und Gedeihen) dankend annehmen. Im Wesentlichen hilfst du ihnen mit zwei Dingen:

  1. Möglichst viel Licht schaffen: Selbst wenn dein Balkon komplett und ganztägig im Schatten liegt, kannst du mit einigen Tricks dennoch mehr Licht schaffen: Gärtnere in die Höhe, schaffe mehrere Ebenen und verfrachte die lichthungrigsten Pflanzen ans Balkongeländer. So gibst du deinen grünen Schützlingen die bestmöglichen Bedingungen mit auf ihren Weg zur ausgewachsenen Nordbalkonpflanze.
  2. Schattenverträgliche Pflanzen wählen: Aufgrund ihrer Genügsamkeit in Sachen Licht sind Waldstauden auf Nordbalkonen immer eine gute Wahl! Sie fühlen sich dort wie Zuhause, da sie an schwierige Lichtverhältnisse im Wald gewöhnt sind. Tolle Beispiele für Waldstauden sind Goldnessel, Lungenkraut, Wald-Ziest, Frühlings-Platterbse, Gefleckte Taubnessel und Salomonssiegel.
    Aber auch Halbschattenstauden können auf Nordbalkonen aufblühen! Sie sind schattenverträglich und ileben zwar Sonne, geben sich aber oft auch mit weniger zufrieden, wenn du ihnen etwas Mut zuredest. Die Auswahl ist hier wirklich groß, darum kannst du hier munter herumexperimentieren. Besonders schön machen sich etwa Fingerhut, Wilde Malve, Günsel, Herbstanemone, Storchschnäbel und alle Glockenblumen.
    Und wie wäre es mit einem Kräuterbalkon? Zwar kannst du auch einige Wildstauden essen, aber bis du dein Diplom in Wildstaudenküche erworben hast, sind Kräuter der perfekte Anfang für einen insektenfreundlichen und grünen Nordbalkon. Sie landen auf deinem Teller, und wenn du sie blühen lässt, können auch die Insekten sie verkosten. Schattenverträgliche Kräuter sind beispielsweise Bärlauch, Schnittlauch, Liebstöckel, Dill, Petersilie, Minze, Waldmeister, Koriander und Zitronenmelisse.

Obere Reihe (von links): Herbst-Anemone, Frühlings-Platterbse, Bärlauch, Zwergglockenblume
Untere Reihe (von links): Salomonssiegel, Gefleckte Taubnessel, Lungenkraut

2. Feuchtigkeit/Nässe

Das Problem

Wo wenig oder keine Sonne strahlt, gibt es mehr Feuchtigkeit als andernorts. Je nachdem, in welcher Region du lebst, kommt noch eine ordentliche Portion Regen vom Himmel runter, was nur zu noch mehr Feuchtigkeit und Nässe auf deinem Nordbalkon führt. Alle, die schon eine Weile gärtnern oder die schon die eine oder andere Zimmerpflanze verloren haben, hören jetzt die Alarmglocken kreischend klingeln: Staunässe!

Das kann zum einen an viel Niederschlag liegen, zum anderen aber auch daran, dass auf deinem Nordbalkon ohne Sonne die Erde nicht gut abtrocknet. Deine Pflanzen bekommen schnell nasse Füße und werden diese dann auch nicht mehr so schnell los, was fatale Folgen haben kann.

Die Lösung

Ein klassischer Nordbalkon weist in der Regel ein feuchteres Klima auf als Süd-, West- und Ostbalkone, aber das ist noch lange kein Grund aufzugeben. Schließlich gibt es auch in der Natur feuchte/nasse Orte – etwa im Wald, an Bachläufen, im Moor oder an Seen. Besonders zwei Tipps können hilfreich sein:

  • Sparsam gießen: Einer der häufigsten Gründe für das Ableben von Pflanzen ist nicht zu wenig Wasser, sondern zuviel! Das ist auch der Grund, warum weniger gießen oft besser ist als zuviel. Tatsächlich gieße ich meine Nordbalkonpflanzen nur im Sommer, und das auch dann äußerst selten und sparsam, wenn die Erde wirklich trocken ist. Da die Pflanzen keine Sonne abbekommen, trocknet die Erde deutlich langsamer bis gar nicht (je nach Jahreszeit), und der norddeutsche Regen ist ein guter Mit-Gärtner, der ganzjährig gießt.
  • Feuchtigkeitsliebende Pflanzen wählen: Schattenverträgliche Pflanzen sind sicherlich das Allererste, was dir in den Sinn kommt, wenn du an Nordbalkon denkst. Aber mindestens genauso wichtig ist die Überlegung, welche Bedingungen dein Balkon bietet und welche Vorlieben deine Pflanzen in Sachen Erde haben. Und die meisten Nordbalkonpflanzen stehen gerne in frischer und feuchter Erde, da sie es z.B. aus dem Wald so gewohnt sind. Pflanzen, die es frisch und feucht mögen, kommen mit viel Regen und nassen Verhältnissen gut klar und überstehen auch längere Phasen der Nässe. Einige gute Beispiele sind hier wieder viele Waldstauden. Wie wäre es mit Waldmeister, Lungenkraut, Ruprechtskraut, Wildem Wein, Wolfs-Eisenhut, Nesselkönig und dem Wald-Habichtskraut.

Oben links: Wald-Habichtskraut, darunter Ruprechtskraut, und Wolfs-Eisenhut
Unten rechts: Waldmeister, darüber Geflecktes Lungenkraut

3. Trockenheit

Das Problem

Auf manchen Nordbalkonen kann aber auch das Gegenteil einer feuchten Waldatmosphäre eintreten: Trockenheit. Diese Situation tritt besonders oft in heißen Regionen eintreten, wenn das trockene heiße Klima die Erde schnell austrocknet. Ein weiterer Fall sind Nordbalkone, die nicht windgeschützt liegen und auf denen somit der Wind über die Pflanzen fegt und die Erde schnell trocknet. Hier stehen Balkonbesitzer:innen noch vor der Herausforderung, sehr standfeste Pflanzen auswählen zu müssen.

Die Lösung

Diese besondere Extrembedingung eines trockenen und schattigen Nordbalkons kann eine echte Herausforderung sein, sie lädt aber durchaus zum Experimentieren ein.

  • Mulchen: Eine gute Präventivmaßnahme für jeglichen Flüssigkeitsverlust der Erde ist das Mulchen. Dabei deckst du die Erde rund um deine Pflanzen mit einer lockeren Schicht organischen Materials ab. Mulchen schützt den Boden, hält Wasser (bis zu 60 Prozent weniger Verdunstung!) und reduziert den Pflegeaufwand spürbar. Dadurch dass dein Boden länger feucht bleibt, leiden deine Pflanzen weniger unter Trockenheitm und du musst weniger gießen.
  • Bewässerungssysteme: Sollte die Trockenheit Überhand nehmen, sind eine gute weitere Methode, die z.B. auch Südbalkone verwenden, Bewässerungsysteme. Mit diesen Wassertanks, die du immer wieder selbst auffüllst, ziehen sich deine Pflanzen ihr Wasser nach Bedarf selbst, und du musst nicht ständig ihren Trockenheitsgrad prüfen. Von Tonkegeln über Wasserreservoirs bis zu hochkomplexen Bewässerungssystemen ist die Auswahl groß, und du kannst nach Bedarf deine Lösung wählen und testen.
  • Trockenheitsresistente Pflanzen wählen: Auch für den trockenen Schatten gilt es, die richtigen Pflanzen auszuwählen. Tatsächlich gibt es auch da eine ganze Reihe von Stauden, die echte Überlebenskünstler sind und sowohl mit Schatten als auch mit Trockenheit prima klar kommen. Zu ihnen gehören Kornelkirsche, Mandelblättrige Wolfsmilch, Brauner Storchschnabel, Echtes Salomonssiegel, Klebriger Salbei, Wald-Witwenblume und die Niedliche Glockenblume.

Oben links: Wald-Witwenblume, darunter Klebriger Salbei und Salomonssiegel
Unten rechts: Kornelkirsche, darüber Zwergglockenblume

4. Wind

Das Problem

Ein windiger Nordbalkon kann ebenfalls eine echte Herausforderung sein. Gerade wenn dein Balkon in einer höheren Etage liegt oder frei an einer Gebäudekante endet, wird er schnell zur Windschneise. Starke Winde trocknen die Erde aus, lassen Pflanzen austrocknen oder umknicken und machen das Gärtnern ungemütlich. Auch für Insekten kann zu viel Wind problematisch sein, da sie weniger Schutz finden.

Die Lösung

Keine Sorge – auch gegen Wind gibt es Strategien!

  • Windschutz schaffen: Falls dein Balkon sehr windanfällig ist, kannst du ihn mit Rankgittern, Balkonumrandungen aus Weidengeflecht oder durchsichtigen Windschutzfolien etwas abschirmen. Wichtig ist dabei, dass der Wind nicht komplett gestoppt, sondern nur gebremst wird, sonst entsteht ein unangenehmer Wirbeleffekt.
  • Schwere Töpfe und sichere Platzierung: Damit deine Pflanzen nicht umfallen, solltest du Töpfe aus Ton oder Stein verwenden oder sie mit Steinen beschweren. Außerdem lohnt es sich, hohe Pflanzen eher an die geschützte Wandseite zu stellen und windempfindliche Blumen in Balkonkästen am Geländer mit zusätzlichen Halterungen zu sichern.
  • Standfeste Pflanzen wählen: Einige Pflanzen trotzen Wind besser als andere. Sie haben stabile Stängel oder wachsen von Natur aus an windigen Standorten. Perfekt sind z. B. Buschwindröschen, Elfenblume, Teppich-Golderdbeere, Beinwell und Sterndolde. Kletterpflanzen wie Wilder Wein oder Efeu helfen außerdem, den Wind zu bremsen.

Unten im Bild: Wilder Wein im Herbstkleit
Oben links: Buschwindröschen, daneben oben Sterndolde und darunter Beinwell

Fazit

Also, Nordbalkone sind gar nicht so schlimm – im Gegenteil! Mit der richtigen Pflanzenauswahl und ein paar kleinen Anpassungen kann dein schattiges Reich zu einem echten Dschungel (oder zumindest einem Mini-Waldstück) werden. Egal ob Feuchtgebiet, Trockenzone oder windgepeitschte Klippe – für alles gibt’s das passende Grünzeug. Also, ran an die Töpfe und losgepflanzt! 

Du weißt nicht, wo du anfangen sollst? Dann schau doch mal in meinen Artikel mit 4 einfachen Pflanzkombis für den Nordbalkon! Wie du deinen Balkon allgemein gut planst – mit Standortanalyse, Nutzungsideen und Pflanzenauswahl – erfährst du übrigens in meiner kleinen Serie Balkonplanung leicht gemacht.

Wie steht es um deinen Nordbalkon?

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Ich bin Patricia

Porträtfoto von Patricia Bobak

Willkommen auf meinem winzigen, wilden Nordbalkon! 🌱 Auf 2,4 Quadratmetern habe ich mir ein naturnahes Paradies geschaffen – trotz (oder gerade wegen) der Schattenlage. Mit diesem Blog möchte ich zeigen: Auch Nordbalkone können summen, blühen und einen wichtigen Lebensraum bieten. Lass dich inspirieren und entdecke, wie schön das Gärtnern im Schatten sein kann!

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