Mein Nordbalkon ist nicht nur sonnenlos, sondern steht noch vor einer weiteren Herausforderung, die sicherlich einigen Menschen bekannt vorkommt: Er ist klein, um nicht zu sagen: winzig. Gerade einmal 2,4 Quadratmeter stehen mir zur Verfügung – und dennoch tummeln sich dort mittlerweile über 70 Pflanzen aller Farben und Formen! Ein Wunder? Nein! Denn mit ein wenig Pflanzentetris und Einfallsreichtum kann es gelingen aus dem kleinsten Raum Großes zu machen. Wie? Das verrate ich hier.
Inhalt
1. In die Höhe gärtnern
Der erste Trick ist recht simpel: Wer wenig Platz hat, gärtnert in die Höhe! Jedes Geländer und jeder Balkonboden ist nämlich einmal belegt, und das ziemlich schnell, wenn du wie ich und meine Balkoninsekten nicht genug von Pflanzen bekommen kannst.
Ein gutes Beispiel für vertikales Gärtnern ist die improvisierte Pflanzenleiter auf meinem Nordbalkon (rechts auf dem unten stehenden Foto). Sie passt gerade noch neben die Sitzbank, und an ihren Sprossen kommen gleich zwei Blumenkästen mit insgesamt fünf Pflanzen unter. Ich habe die Leiter zu meiner Kräuterecke erklärt. Petersilie, Koriander, LIebstöckel, Vogelmiere, Basilikum wuchsen dort in der ersten Naturbalkonsaison munter vor sich hin. Der große Vorteil einer solchen Leiter: Die dort hängenden Pflanzen bekommen auch automatisch mehr Licht, da sie weit oben angesiedelt sind.

The sky is the limit – wortwörtlich ist auf einem winzigen bis kleinen Balkon der Himmel
Und es gibt noch einige weitere Möglichkeiten alle Dimensionen deines Balkons auszunutzen: Wenn du Haken in der Balkondecke hast oder welche anbringen kannst, kannst du mit Hängeampeln und Hängepflanzen arbeiten. Du kannst ein vertikales Hochbeet aufstellen oder ein Pflanzenregal aufhängen. Für besonderen Flair sorgen Kletterpflanzen wie ich sie auch auf meinem Nordbalkon in Gestalt einer Alpen-Waldrebe (links) und des Wilden Weins (rechts in Herbstrot) habe.


2. Mehrere Ebenen schaffen
Nicht nur nach oben und nach unten lässt sich gut gärtnern. Auch auf der Horizontale eröffnen mehrere Ebenen jede Menge zusätzlichen Platz. Und nicht nur das: Besonders auf schattigen Balkonen wie einem Nordbalkon verschafft die Verteilung auf mehreren Ebenen den Pflanzen mehr Licht – eine kostbare Währung im Schatten.

So stehen die meisten meiner schattenverträglichsten Gewächse, Waldstauden wie Wald-Ziest, Klebriger Salbei, Wolfs-Eisenhut und Waldmeister, auf dem Balkonboden, da sie am wenigsten LIcht brauchen. Mithilfe verschiedener Elemente wie meiner Sitzbank, meinem kleinen Hochbeet und eines kleinen Tischs sowie des Balkongeländers strukturiere ich den Balkon darüber hinaus auf verschiedenen Ebenen. Je lichthungriger meine grünen Schützlinge sind, desto höher versuche ich sie anzusiedeln. Halbschattenstauden wie die Nesselblättrige Glockenblume, Wilde Malve und Nachtviole nehmen beispielsweise auf der Sitzbank Platz und kommen dort auch ohne direkte Sonne aus. Die rar gesäten Plätze am Balkongeländer meines Nordbalkons sind hingegen für die Sonnenabeter serviert: Erdbeeren, Echte Kamille, Zottiges Weidenröschen, Schmuckkörbchen freuen sich hier über das meiste Licht und bis zu 30 Minuten direkte Sonne, die im Sommer für einige Monate das Balkongeländer sreift.


Eine Mistbiene hat die Sonne auf dem Schmuckkörbchen am Geländer abgepasst (links). Pfirsichblättrige Glockenblume Wilde Malve und Rote Lichtnelke erblühen auch ohne Sonne (rechts).
3. Eng zusammenrücken: Pflanzentetris auf dem Balkon
Der dritte Trick für winzige bis kleine Balkone lautet: Eng zusammenrücken! Anfangs dachte ich, ich müsste mich beim Pflanzen zurückhalten – inzwischen sieht mein Nordbalkon aus wie das Endlevel von Tetris, nur mit Blättern statt Blöcken. Aus drei Stauden in einem 50 cm Balkonkasten wurden schließlich fünf – und das funktioniert prima! Generell vertragen sich Stauden auch auf kleinstem Raum, nämlich im Blumenkasten oder Kübel, ganz gut, denn sie werden mit soviel Liebe und Aufmerksamkeit umsorgt, dass sie quasi eine Art geschützten Lebensraum bewohnen. Du gießst sie, zupfst mal hier und da ein vertrocknetes Blatt oder eine Blüte ab, sprichst ihnen Mut zu (ja, ich lobe meine Pflanzen für jedes neue Blatt), und sie müssen sich nicht in der freien Wildbahn selbst durchschlagen.

Auf 2,4 Quadratmetern müssen alle eng zusammenrücken: Kornblumen reihen sich an Herzgespann, Goldmohn, Brennnessel, Zwerg-Glockenblumen und unzählige Andere.
Der Nachteil: Sie haben in der Regel weniger Platz, um sich auszubreiten, denn unten ist der Topfboden und nebenan wuchern die übrigen Mitbewohner ihrer Pflanzen-WG – und deren Auswahl will gelernt sein, Bevor du also Nägel mit Pflanzenköpfen machst und deine Pflanzen auf Kuschelkurs schickst, solltest du folgende Aspekte beachten:
- Wuchskonkurrenz: Starke Konkurrenten wie Minze oder Brombeeren breiten sich aggressiv aus, während schwächere Pflanzen schnell verdrängt werden.
- Wurzeltiefe & Platzbedarf: Flach- und Tiefwurzler clever kombinieren, damit sie sich nicht in die Quere kommen.
- Lichtbedarf: Höhere Pflanzen nach hinten, kleinere nach vorne, damit alle genug Licht bekommen.
- Wasserbedarf – Pflanzen mit ähnlichem Durst zusammenstellen, damit niemand austrocknet oder im Nassen steht.
- Nährstoffhunger: Starkzehrer wie Tomaten brauchen mehr Futter als genügsame Wildstauden – das beeinflusst die Düngung.
- Mischkultur-Vorteile: Einige Pflanzen schützen sich gegenseitig vor Schädlingen oder fördern das Wachstum (z. B. Tagetes gegen Bodenmüdigkeit).
Jeder Zentimeter zählt
Ein kleiner Balkon muss keineswegs ein grünes Manko sein – ganz im Gegenteil! Mit ein wenig Kreativität und den richtigen Tricks kannst du selbst aus den winzigsten Flächen ein blühendes Paradies zaubern. Ob in die Höhe gärtnern, mehrere Ebenen schaffen oder Pflanzen enger zusammenrücken lassen – mit ein bisschen Pflanzentetris wird aus jedem Balkon ein voller Erfolg. Es geht nicht darum, was du nicht hast, sondern darum, wie du das, was du hast, am besten nutzt. Das kannst du auch ganz wunderbar in meiner Lobhuddelei zu Nordbalkonen nachlesen.
Wie nutzt du den Platz auf deinem Balkon? Hast du auch schon mit vertikalem Gärtnern oder Pflanzentetris experimentiert? Ich bin gespannt, welche Tipps und Tricks du für kleine Balkone auf Lager hast!
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